Oktober
2011: Während in heimischen Gefilden die Blätter von den
Bäumen fallen, nähern wir uns im sanften Sinkflug Abu
Dhabi – 34 Grad im Schatten, es ist drückend schwül.
Dies also die Gegebenheiten, mit denen sich eine Delegation der
Augsburger Puppenkiste als Erstes auseinander zu setzen hatte bei
ihrer jüngsten Tournee ins Ausland – gewöhnungsbedürftig,
ansonsten jedoch war dieser ungewöhnliche Trip bis ins kleinste
Detail eine wunderbare, überraschende und bereichernde Erfahrung...
Mit
den klimatischen Bedingungen taten sich der Kasperl und seine
hölzernen Kollegen im Reisegepäck leichter als die menschliche
Crew: Theaterleiter Klaus Marschall und vier seiner Puppenspieler,
die sich auf Einladung des Goethe-Instituts auf ungewohntes Terrain
wagten. Man war unterwegs im Rahmen der "Sprachoffensive
Deutsch"; mit eingepackt hatte man natürlich den Kasperl,
eine kleine, hölzerne Version der "Puppenkiste"
und das Stück "Das kleine Känguru und der Angsthase"
mitsamt Kulissen – ein Stück, das sich – schnell
und handlich zusammengepackt - mobil bereits bestens bewährt
hat an ungewöhnlichen Auftrittsorten.

Nun
bekam man also die Gelegenheit geboten, unterschiedliche Schulen
vor Ort kennen zu lernen – und die Resonanz war unglaublich
positiv: Die Kinder waren begeistert von den 30 bis 40 Zentimeter
hohen Tierchen und dem lustigen Zipfelmützenmann. Dazu muss
man wissen, dass es in dieser an Kulturgütern überaus
reichen Region allerdings keine gewachsene Tradition des Puppenspiels
gibt – also ein völlig neues Metier für Groß
und Klein dort vor Ort und eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag.
Die Augsburger durften als Gäste mit in die Klassenzimmer,
um den Kindern die Gelegenheit zu geben, die Marionetten ganz
aus den Nähe zu betrachten, was den Schülern offensichtlich
ungeheure Freude bereitete. Der Höhepunkt waren kleine "Workshops",
bei denen die Schulkinder die Spielkreuze selbst in die Hand nehmen
und sich daran versuchen durften, die Figuren zum Leben zu erwecken.
Verzaubern ließen sich die Kinder dann anschließend
bei den Vorstellungen, die auf englisch und deutsch gegeben wurden.
Erstaunlicherweise unterrichten etliche der Schulen in Abu Dhabi
Deutsch als Fremdsprache, und so dürfte unsere Vorführung
auch noch ein wenig der Förderung der Sprachkenntnisse gedient
haben. Geradezu ein "Heimspiel" war dann der Besuch
in der "Internationalen Deutschen Schule".
Große
Augen machten dagegen Kasperl & Co bei einer ausgiebigen Rundtour
durch Abu Dhabi – es war, als wäre man urplötzlich
und ganz außerhalb der Bühne selbst ins Märchenland
geraten: Der Besuch der Sheik Zayed Moschee beeindruckte tief,
das gigantische Hotel "Emirates Palace" faszinierte
durch seine unglaubliche Größe.

Auch
in Kuwait, der zweiten Station unserer Reise, waren die Schulkinder
entzückt vom Besuch der Augsburger Marionetten und ihrer
Spieler. Für den Kasperl hier besonders aufregend: ein paar
Schritte auf diplomatischem Parkett – der Botschafter Schwabens
durfte dem Vertreter der deutschen Botschaft vor Ort die Hand
schütteln. Intensive Kontakte entwickelten sich für
alle – mit und ohne Fäden, so dass am Ende Besucher
und Gastgeber gleichermaßen glücklich waren –
und die Hoffnung auf eine baldige nächste Zusammenkunft in
der Wüste mit nach Hause nahmen.
© Phil Bierbrauer, Augsburger Puppenkiste ®